Prozesssichere Imprägnierung und Beschichtung für pulvermetallurgisch hergestellte, filigrane Rastscheibe
Aufgabenstellung
Eine pulvermetallurgisch hergestellte Rastscheibe kommt in einem System zum passiven Fußgängerschutz zum Einsatz, um Unfallfolgen wie Verletzungen zu minimieren. Bei einem Frontalaufprall oder der Kollision mit einem Fußgänger setzt die Rastscheibe einen Entriegelungsmechanismus in Gang, so dass die Motorhaube am hinteren Ende (unterhalb der Windschutzscheibe) aufspringt. Dadurch federt die Motorhaube den Aufprall ab und mindert bspw. das Risiko, dass Fußgänger mit dem Kopf auf harte Teile des Motors treffen. Die filigrane Rastscheibe erfüllt dabei mit der Entriegelung eine wesentliche Funktion, weshalb die dauerhafte Funktionssicherheit des Bauteils unerlässlich ist. Dabei spielt auch der Korrosionsschutz eine wichtige Rolle, gerade im exponierten Bereich des Motorraums. Die Rastscheibe mit ihren im Fall des Aufpralls ineinandergreifenden und einrastenden Nocken wird pulvermetallurgisch hergestellt, weil solch filigrane Bauteile kaum spanend oder fräsend produziert werden können.
Pulvermetallurgisch hergestellte Bauteile (Sinterwerkstoffe) haben jedoch bei ihren konstruktiven Vorteilen den Nachteil, dass sie sich nicht ohne weiteres galvanisch beschichten lassen, was das Erhöhen des Korrosionsschutzes erschwert. Denn aufgrund ihrer porenartigen Struktur neigen pulvermetallurgisch hergestellte Konstruktionsteile dazu, bei der Veredelung in wässrigen Prozessen die dort verwendeten Flüssigkeiten aufzunehmen und diese zeitverzögert wieder abzugeben. Das daraus entstehende Fehlerbild wird als „Bleed out“ bezeichnet und führt bei galvanischen Beschichtungen wie Zink- oder Zinklegierungsverfahren zur Ablagerung von Salzen auf der Oberfläche. Diese Salze greifen häufig auch das Beschichtungsmaterial an und führen lokal zur Korrosion des Sinterteils. Zwar ist es gängig, Sinterwerkstoffe vor der galvanischen Beschichtung zu Imprägnieren. Die konventionellen, aus der Gussindustrie übernommenen Verfahren zeigen jedoch bei der Imprägnierung von Sinterbauteilen, die anschließend eine Oberflächenveredelung erhalten, nur mäßigen Erfolg.
Lösung mit Mehrwert
Die Holzapfel Group hat mit Sinter Surface Solutions eine Komplettlösung zur Imprägnierung und Beschichtung entwickelt, die das Fehlerbild des Bleed out zuverlässig verhindert. Für die Sinter Surface Solutions wurde die Imprägnierung gezielt optimiert, indem sowohl der Imprägnierprozess als auch die verwendeten Harze den Notwendigkeiten einer beschichtungsgerechten Imprägnierung angepasst wurden. Die wesentliche Innovation des Verfahrens besteht in der Anpassung des Aushärtungsprozesses, so dass eine sichere Imprägnierung bis an den Rand der Bauteiloberfläche sichergestellt ist. Auch für die Ratsscheibe wurde diese Lösung mit verbesserter Imprägnierung und optimiertem Aushärtungsprozess sowie speziell angepasster Beschichtung gewählt.
Interessant für
Automotive, z. B. für Getriebeteile wie Ringe, Naben, und Kupplungskörper, für Bauteile im Motorraum (Zahnräder, Lagerdeckel, Kettenräder) oder im Bereich des Lenksystems (Kolben, Führungen)